Sonntag, 16. August 2015

Im Klassenzimmer: Lehrerpflichten und Berufsfrust

  • Ein älterer Text aus den Osterferien (ich vergas anscheinend ihn zu veröffentlichen)
Bereits in einem meiner letzten Posts ging es um Herrn XY - meinen Deutschlehrer.
Schon damals hatte er wenig Motivation mit uns richtigen Unterricht zu machen.
Zu meinem großen Bedauern hat sich das fortgesetzt. Wir sind jetzt in der Mitte des zweiten Halbjahres angelangt und er weigert sich noch immer strikt mit uns Texte zu schreiben.
Ich kann ihn einfach nicht verstehen. Es ist so unfair - niemand kann etwas dafür, dass er seinen Beruf hasst - das gibt ihm doch kein Recht das an uns auszulassen - wir wollen doch Leistung bringen - aber wenn er uns keine Chance dazu gibt, was sollen wir dann bloß machen?  

Am Tag des diesjährigen Deutschabiturs, sprachen die übrigen Deutschlehrer mit ihren Klassen über den Stoff, der sie bis zu ihrem eigenen Abitur noch erwarten würde und über den weiteren Verlauf der verbleibenden Schuljahre. Sie wollten sie motivieren und versicherten ihnen, dass das Abitur mit der richtigen Vorbereitung durchaus gut zu meistern sei.  

Was machte Herr XY? Er kam eine halbe Stunde zu spät - danach ließ er sich endlos darüber aus, wie langweilig er diesen ganzen Abiturszirkus inzwischen finde. Er habe in seiner Zeit als Lehrer schon so viele Deutsch Abis korrigiert, dass ihm das alles inzwischen auf die Nerven ginge.
Ich hätte schon wieder platzen können!!!! Nicht nur, dass wir mit dem Stoff im Vergleich zu den anderen Kursen meilenweit hinterher hinken - er lässt schon wieder eine ganze Unterrichtsstunde sausen. Wenn das ein Einzelfall wäre, von mir aus - aber jedes Mal, wenn er grad keinen Bock hat, labert er eine ganze Stunde lang solchen Scheiß an uns hin. 

Er verlor sich immer weiter in Selbstmitleid und erzählte uns, dass er schon am Tag seiner Verbeamtung ausgerechnet habe, wie viele Tage er, abzüglich Ferien und Wochenenden, noch bis zu seiner Pensionierung zu arbeiten hätte. (Da fühlt man sich als Schüler natürlich sofort gut aufgehoben und wertgeschätzt)
Dann ließ er uns ausrechnen, wie viele Abitur Klausuren er noch bis zu seiner Pensionierung zu korrigieren hätte, jammerte noch ein bisschen über die Zahl und verdünnisierte sich dann wieder.

 Die Deutschstunde die darauf folgte setzte dem ganzen noch die Krone auf.  

Er eröffnete uns, dass es sich um die letzte Stunde vor der Klassenarbeit handle. Dabei machte er sich noch gehörig über unsere geschockten Gesichter lustig. Er kam sich ja soooo toll dabei vor. Er machte daraus regelrecht eine Show  - wir wussten zu Anfang gar nicht was er von uns wollte - als uns dann endlich klar wurde, was er uns da sagte - freute er sich wie ein kleines Kind.
Wir waren alle total baff, da wir nicht das Gefühl hatten, seit der letzten Klausur etwas gelernt zu haben.  

Ich: "Herr XY - wir haben schon wieder keinen einzigen Text geschrieben. Wenn überhaupt, dann haben wir nur einen geschrieben - und den haben wir nicht besprochen. Wir fühlen uns einfach unsicher und nicht gut vorbereitet." 

Er: "Ihr könnt mir doch nicht erzählen, dass wir nichts gemacht haben. Ich habe euch ganz viele Stiltipps gegeben. Wir haben ganz viel mündlich interpretiert und wir haben darüber gesprochen, was einen guten Text ausmacht." 

Ich: "Ich will ja gar nicht ihren Unterricht kritisieren(doch eigentlich schon(hehe), er soll bloß denken, dass ich noch so etwas wie Respekt vor ihm hätte). Die Theorie die sie mit uns machen ist ja auch gut. Es nutzt nur die beste Theorie nicht, wenn wir nie üben können sie in die Praxis umzusetzen. Wenn wir die Theorie immer nur in den Klausuren in die Praxis umsetzen, werden wir einfach unsicher." 

Er: "Ja aber Leute - was habt ihr denn die letzten Jahre gemacht? Ihr solltet das alles doch schon können. Was ich verlange ist doch nicht mein persönliches Niveau - das ist vom Kultusministerium vorgegeben." 

Ich: "Herr XY - wir können doch nichts dafür, dass wir nicht angemessen vorbereitet wurden. Am Beispiel Erörterung: Die letzte die ich vor der Kursstufe geschrieben habe, war zwei Seiten lang - das war in der 9. Klasse. Jetzt verlange sie von uns 6-9 Seiten. Das ist ein Niveausprung bei dem wir so einfach nicht mitkommen. Sie müssen uns einfach die Chance geben Texte zu schreiben. Es tut ihnen doch nicht weh, wenn sie uns das als Hausaufgabe aufgeben und wir es dann im Unterricht besprechen. Dann könnten wir alle von unseren gegenseitigen Fehlern lernen." 

Er: "Nein - nein ich sehe das einfach nicht ein. Wieso sollte ich meine Lebenszeit damit verschwenden, euch Hausaufgaben aufzugeben, die ihr dann sowieso nicht macht." 

HALLO!!!! Geht´s noch? Erstens kostet es ihn doch keine Lebenszeit uns Hausaufgaben zu geben und zweitens: Wenn er uns noch nie was aufgegeben hat - woher will er das wissen? Wir wollen alle unser Abitur - wir wissen alle um was es geht - wir würden die Hausaufgaben schon machen.  

Eine Mitschülerin, die noch eine Frage bezüglich der Klassenarbeit hatte, hatte das Pech ein volle Ladung seiner seltsamen Laune abzubekommen. Er drängte sie unablässig in die Enge, in dem er ihr Fragen stellte, dehnen sie augenscheinlich nicht gewachsen war - nur mit dem Ziel, ihr klarzumachen, dass ihre Frage völlig idiotisch sei. Sie hatte nur wissen wollen, was man beim Zusammenfassen eines Textes beachten müsste.

Als er mit ihr fertig war, war sie völlig verstockt, verunsichert und den Tränen nahe.
Sie ist eigentlich super taff und cool - jetzt war sie kurz davor zu weinen. Ich war richtig geschockt. War ihm nicht aufgefallen was mit ihr los war? Hatte er das etwa mit Absicht gemacht?

Ich war sooooo sauer. Ich war selber kurz davor zu weinen. In der Stunde davor hatte ich besagten Streit mit meiner Direktorin gehabt - und jetzt hatte ich eine ganze Stunde dafür gekämpft endlich mal richtigen Deutschunterricht zu machen - ,mit dem Ergebnis, dass mein Deutschlehrer fast eine Mitschülerin zum Weinen gebracht hatte. 

Gegen Ende meinte er dann, dass seine Erwartungen an die Klasse bisher vielleicht zu hoch gewesen warn - er würde erwägen in Zukunft mehr Texte mit uns zu schreiben.
Halleluja!!! Und er braucht fas ein Schuljahr um festzustellen, dass seine Erwartungen zu hoch sind. Naja, wenigstens scheint er eingesehen zu haben, dass wir mit seiner Art zu unterrichten nicht weiterkommen.  

Nach dem die Stunde vorbei war, winkte er mich Beiseite:  

"Vivien, es ist nicht so, dass wir nicht üben würden - wir üben genug. Die Leistungsfähigkeit des Kurses ist einfach nicht besonders hoch. Ich habe mir die Noten der vergangenen Jahre angesehen - und ich muss sagen ich war entsetzt. Bei den Noten mach bestimmt keiner Hausaufgaben."
Ich war baff - jetzt hatte ich eine Erklärung für sein Verhalten. Er ist sauer, dass er den schlechtesten Deutschkurs hat und denkt, dass alle seine Anstrengungen, an so schlechte Schüler, ohnehin verschwendet wären.
Mir ist durchaus klar, dass mein Deutschkurs schwach ist - aber genau das sollte doch eine Motivation sein mit uns guten Unterricht zu machen. Die meisten von uns sind wirklich motiviert sich anzustrengen - würde er sich Mühe geben, könnte er aus den meisten von uns wirklich was rausholen.
Aber was macht er? Er jammert über verschwendete Lebenszeit, vergeudet seine Unterrichtsstunden mit Gejammer und lässt und ausrechnen wie viele Arbeiten er noch bis zu seiner Pensionierung korrigieren muss. 

Ich bin einfach so sauer!!!! Es ist so UNFAIR!!!!, dass er uns einfach so unser Abitur versauen darf. Nicht nur, dass ich einen Mathelehrer habe, der sich weigert vor dem Abitur den Stoff mir uns zu wiederholen, weil er das nicht zu seinen Aufgaben zählt(nein - Unterricht machen war ja noch nie die Aufgabe von Lehrern) - ich habe auch noch einen Deutschlehrer, der es für unter seiner Würde hält uns etwas beizubringen!!! - Ich will einfach nicht mehr - ich weiß nicht was ich machen soll - ich kann nämlich nichts tun.

Meine Mitschüler wollen sich, aus Angst vor seiner Reaktion, nicht bei unserer Rektorin über ihn beschweren - und ich bezweifle auch stark, dass das etwas bringen würde.
Nachdem ich mich so mit ihr gestritten habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mir alleine zuhören würde. Außerdem hab ich Angst wie Herr XY reagiert - wenn er sauer wird uns seine Wut ans uns auslässt, hab ich auch noch Ärger mit meinen Mitschülern.
Ich habe gerade Osterferien - aber je näher das Ende der Ferien rückt, umso unruhiger und wütender werde ich. 
Ich hab ja versucht auszublenden was an meiner Schule alles schiefläuft, aber ich kann nicht. Es entspricht nicht meinem Charakter wegzuschauen - ich kann einfach nicht.

Mir ist bewusst, dass ich mir das Ganze nicht so zu Herzen nehmen sollte. Würde ich ihm weniger Bedeutung beimessen, würde es mich auch nicht so belasten. Meine Zukunft ist mir aber wichtig. Ich möchte ein gutes Abitur machen. Ich will doch nur die Chance mein Bestes zu geben. Wie aber soll das bitte möglich sein, wenn meine Lehrer ihr Bestes geben mir diese Chance zu nehmen.  

Okay - das war jetzt sehr ich-bezogen. Eigentlich will ich ja reflektiert und objektiv berichten - aber ich weiß einfach manchmal nicht wohin mit meinem Frust. 

Es wird sich nichts ändern.
Nicht solange ich noch auf der Schule bin und auch nicht so lange es meine Schwester noch ist.
Es wird nur immer mehr Reformen und Umstrukturierungen geben  - dieselben selbsternannten Experten werden ihre Meinung kundtun. Sie werden alle ja ach so genau wissen, was für uns Schüler das Beste sein soll.
Wir werden keine Fächer mehr lernen sondern sogenannte "Kompetenzen".
Und wenn dann ein paar mehr Schüler wegen Burn-Out in die Klapse müssen, wird es auch weiterhin keine Sau interessieren.
So wie es übrigens auch keinen interessiert, dass meine Schule in Baden-Württemberg, in den Statistiken des Kultusministeriums, wenn es um Burn Out und nervliche Zusammenbrüche der Schüler geht, ganz weit vorne mit dabei ist(hat uns eine Seelsorgerin erzählt, die wegen eines "Zwischenfalls" an unserer Schule war). Aber wen juckt das schon - so lange nur der Bildungsplan erfüllt wird und das Doppelstundensystem endlich steht. Dann ist der schöne Schein gewahrt und alle können zufrieden sein.  

Wenn man sich nur nicht mit unbequemen Problemen rumschlagen muss.

Donnerstag, 9. April 2015

Im Klassenzimmer: Demütigungen als Strafe

Nachdem ich in meinem letzten Post von einem "Gefühl der Ohnmacht" gesprochen habe, wollte ich heute an einem Beispiel schildern, was ich damit meine:

Das Ereignis das mich heute beschäftigt, ist ein Paradebeispiel für das gestörte Schüler-Lehrer-Verhältnis, welches leider an meiner Schule herrscht.
Schüler, die Lehrer kritisieren oder Forderungen stellen, werden nur zu oft vor der ganzen Klasse systematisch aufs Glatteis geführt oder in eine außenseiter Position gedrängt:
Das heutige Beispiel ist trotzdem ein Härtefall.


In einer Deutscharbeit hatten viele Schüler der betreffenden Klasse die Anredepronomen recht häufig falsch geschrieben. Schüler bei dehnen sich die Fehler gehäuft hatten, hatten die Wahl entweder eine Extrastunde zum Üben in der Schule zu bleiben, oder Frau SZ. einen Brief zu schreiben.
In diesem Brief sollten sie Frau SZ. mitteilen, ob und wie sie mit ihrer Arbeit als Klassenlehrerin zufrieden sind.

Ein Schüler (im Weiteren Max genannt), der bereits im Vorfeld einige Diskrepanzen mit Frau SZ. gehabt hatte, kritisierte sie ziemlich heftig. Er schrieb, dass er die Art wie sie mit der Klasse umgehe, für nicht in Ordnung halte. Er komme mit ihr persönlich auch nicht gut zurecht, und er wolle sie aus diesen Gründen im nächsten Schuljahr auch nicht mehr als Klassenlehrerin haben. Seine Ausdrucksweise war dabei sicher nicht die Feinste.

Er verwendete auch einige Kraftausdrücke und brachte sehr deutlich zum Ausdruck, dass er ihren Unterricht Wort wörtlich scheiße finde. (Verdenken kann ich es ihm, auf Grund persönlicher Erfahrungen, nicht)

Im nächsten Klassenrat zog Frau SZ. dann prompt die recht fragwürdigen Konsequenzen.

Frau SZ.: "Also der Max hat mir einen Brief geschrieben. Max darf ich ihn vor der Klasse vorlesen?"

Max: "Nein bitte nicht."

Frau SZ.: "Nein, nein ich finde der sollte vorgelesen werden!"

Max: "Nein bitte nicht - bitte lassen sie es Frau SZ. - ich möchte das nicht!"

Frau SZ.: "Nein, ich lese ihn jetzt vor der Klasse vor!"

Sie hat ihn vorgelesen. Egal mit welcher pädagogischen Intention sie gehandelt hat, sich so über den Ausdrücklichen Willen eines Schülers hinwegzusetzen ist einfach respektlos. Ich kann es eigentlich immer noch nicht fassen, dass sie das tatsächlich gemacht hat.

Weiter im Text:

Sie legte den Brief in die Mitte des Stuhlkreises:

Frau SZ.: "Ja Leute was sagt ihr jetzt dazu?"

Schweigen - die Klasse war erstmal baff und wusste auch gar nicht wie sie mit der Situation umgehen sollte.

Nach anfänglichem Zögern meldeten sich einige Schüler:

"Ja Max; was du da geschrieben hast war schon nicht in Ordnung. So kann man des eigentlich nicht schreiben mit dem ganzen Scheiße und so"

Trotzdem war der Klasse nicht klar, was Frau SZ. eigentlich von ihnen wollte.

Maria: "Frau SZ.  - was wollen sie jetzt eigentlich von uns? Wollen sie, dass wir den Inhalt bewerten? Wollen sie, dass wir die doch recht derbe Grammatik bewerten? Sollen wir unsere Meinung zu diesem Thema sagen - ob wir sie nächstes Jahr auch wieder als Klassenlehrerin haben wollen? Wollen sie wissen ob wir Max zustimmen? Was wollen sie von uns?"

Frau SZ.: "Maria - ich will einfach eure Meinung dazu hören."

Maria: "Also grundsätzlich Frau SZ., stimme ich dem Max zu. Ich sehe das relativ genauso wie er und ich verstehe nicht ganz, wieso sie diesen Brief vorgelesen haben. Sie hätten uns auch so fragen können, ob wir sie nächstes Jahr noch als Klassenlehrerin haben wollen. Sie hätten Max jetzt nicht so vor der Klasse bloßstellen müssen."

Max war in der zwischen Zeit zu einem krebsroten Häuflein Elend, auf seinem Stuhl zusammengesunken.

Inzwischen kritisierte die Klassen, angestachelt von Frau SZ., Max weiter.

Maria: "Wenn das Max´ Meinung ist, dann ist das Max´ Meinung!"

Danach ließ Frau SZ. Maria praktisch gar nicht mehr zu Wort kommen. Sie trieb Max immer weiter in die Enge. Sie fragte ihn mehrfach, ob es in Ordnung gewesen sei diesen Brief zu schreiben. Max war inzwischen noch röter und wusste überhaupt nichts mehr zu sagen.

Maria: "Frau SZ. - an sich denke ich, dass es in Ordnung war, dass er diesen Brief geschrieben hat. Er hat seine Aufgabe erfüllt und lediglich seine Meinung geäußert. Manches hätte man anders formulieren können aber an sich war es richtig. An sich war daran nichts verwerflich."

Am Ende fragte Maria erneut, warum Frau SZ. diesen Brief jetzt vorgelesen hätte und warum sie das Thema nicht normal ansprechen könne. Sie fragte warum sie Max jetzt durch die Kommentare der Klasse dafür bestrafe, dass er diesen Brief geschrieben hatte.

Frau SZ.: "Maria das mache ich doch gar nicht."

Maria: "Aber sie wollten doch, dass wir im Prinzip darüber urteilen, ob das was Max gemacht hat, gut oder schlecht war."

Damit war das Thema gegessen  - man kann sich denken, dass Frau SZ. Maria danach noch mehr auf dem Kicker hatte als davor.
Im Nachhinein stellte sich dann heraus, dass die Klasse durchaus auf Max´ Seite gewesen war. Die meisten hatten aber, aus offensichtlichen Gründen, Angst gehabt gegen Frau SZ. den Mund auf zu machen.

Was sich da abgespielt hat war sicher relativ extrem. Im Kern läuft es an unserer Schule aber ständig so. Wenn wir Schüler versuchen Lehrer dazu zu bringen mit ihrem Unterricht etwas auf unsere Bedürfnisse einzugehen, oder wir sie nur Fragen, ob wie ein bestimmtes Thema noch etwas vertiefen könnten - sie reagieren oft gleich: Sie versuchen den entsprechenden Schüler vor der Klasse vorzuführen und ihn am besten noch unbeliebt zu machen.

Genau solche Situationen meinte ich, als ich in meinem letzten Post meiner Direktorin dieses "Klima der Ohnmächtigkeit" beschrieb.
Nur die wenigsten vertragen so eine oben beschriebene Klatsche auch nur einmal - geschweige denn mehrmals.
Vor solchen Reaktionen haben die meisten meiner Mitschüler Angst.

Man kann gegen solches Verhalten nicht viel machen - besonders wenn man erkennen muss, dass nicht einmal die Direktion Wert darauf legt wie es uns geht.

Ich hege trotzdem die Hoffnung, dass irgendwann eine Lawine anrollt und immer mehr Schüler über die strapaziösen Abläufe in unserem Schulsystem sprechen - damit sich vielleicht doch irgendwann etwas ändert.



PS: Bei Frau SZ. handelt es sich übrigens um die Lehrerin, die meine Schwester, wie HIER beschrieben, wegen ihren Fehltagen und Zugausfällen, unter Druck gesetzt hatte.

*Alle Namen von Schülern und Lehrern sind natürlich wieder abgeändert - der Artikel basiert auf von mir aufgezeichneten Schilderungen der betroffenen Schüler

 

Montag, 6. April 2015

Aus dem Schulalltag: Gefühlskälte im Rektorat

Der Erdkunde-Vierstünder hat Freistunde und friert sich in der Aula den Allerwertesten ab. Wir spielen UNO. Unsere Rektorin kommt vorbei und spricht uns an. Wir bekommen das selbe blöder Gelaber zu hören, dass wir uns immer von ihr anhören müssen, wenn wir Kartenspielen.

"Hallo Leute - na spielt ihr Strippoker?"

  -Wir sind nicht mehr geschockt - wir wissen schon was kommt

"Ähhh nein..."

"Aber ihr spielt doch sicher um Geld? Oder um Hausaufgaben oder Noten?"

"Nein...Wir spielen eigentlich nur zum Spaß und ums Gewinnen"

"Man seid ihr spießig. Das ist ja total langweilig - zu meiner Zeit ging das noch ganz anders zu"

Grmpf... Es ist ja nicht so, dass man nicht mal einen kleinen Spaß machen könnte. Aber sie labert wirklich jedes Mal solchen Scheiß an uns hin. Wie sollen wir eine Person respektieren, die sich so komisch verhält - sie weiß ja nicht einmal, dass 15 Punkte in der Kursstufe eine Eins-Plus bedeuten. Wie sollen wir eine Person ernst nehmen die zwar unser Abiturzeugnis unterschreiben soll, aber nicht mal weiß, was die abgedruckten Noten bedeuten.

Aber weiter im Text:

Sie erzählte uns, dass unsere Schule eine der letzten in B-W sei, die das schon seit 2004 im Bildungsplan vorgesehene, Doppelstundensystem noch nicht eingeführt habe. Dies sei ein wesentlicher Kritikpunkt der Fremdevaluation gewesen und unsere Schule sei nun gezwungen dieses System zum nächsten Schuljahr einzuführen.

Sie erklärte uns, dass die Lehrer nun angehalten seien, einen offenen, Kompetenz orientierten - an Doppelstunden angepassten - Unterricht zu gestalten.

Sie fragte uns, was wir von all dem hielten:

Ganz ehrlich... Wir Schüler sind von Doppelstunden nicht wirklich begeistert. Das liegt ganz einfach daran, dass eine große Mehrheit der Lehrer ihren Unterricht eben nicht an Doppelstunden anpasst. Das habe ich ihr dann auch gesagt:

"Mein Problem ist einfach, dass ich bisher nicht das Gefühl hatte, dass sich irgendein Lehrer sonderlich Mühe gibt, seinen Unterricht an Doppelstunden anzupassen. Aus den meisten Doppelstunden nehme ich viel weniger mit als aus Einzelstunden"

Sie hat uns nach unserer ehrlichen Meinung gefragt - und die hat sie bekommen. Wie sie mich daraufhin aber angefahren hat, das hat mich umgehauen. Da wir sie erst seit diesem Jahr haben, konnte ich sie bisher kaum einschätzen und wusste auch gar nicht was für ein Mensch sie ist.
In einem Ton der so zusammenstauchend war, dass ich am liebsten weggerannt wäre, hat sie mich angefahren: 

"Also mit Verallgemeinerungen wäre ich ganz vorsichtig junge Dame. Was du da sagst - ich wehre mich im allgemeinen gegen diese ganzen Verallgemeinerungen gegen Lehrer: `Lehrer sind eh alle faul` genauso hört sich das an was du gerade sagst - ich wäre an deiner Stelle vorsichtig mit dem was ich sage" 

OKAY - ich war erstmal sprachlos. Was ich gesagt hab, waren ja keine Beleidigungen - sondern einfach meine persönlichen Eindrücke. Sicher sind nicht alle Lehrer Doppelstunden-Alpträume, aber wenn die Mehrheit überwiegt, dann bleibt einfach ein negatives Gefühl hängen.
Meine Mitschüler brachten dann noch weitere Bedenken gegen das neue System vor. Sie hat uns samt und sonders nicht ausreden lassen - egal was wir gesagt haben, sie hat uns verbal völlig nieder getrampelt. 
Auf meinen Einwand, es sei unlogisch zuerst ein neues System einzuführen und die Lehrer DANACH auf entsprechende Fortbildungen zu schicken, ging sie gar nicht ein. Sie meinte nur, dass eine Mehrheit der Kollegen inzwischen auch für das neue System sein. Na super - wenn die Mehrheit entsprechend knapp ist, dann haben wir immer noch jede Menge Lehrer die es einen Scheiß interessiert, ob ihr Unterricht doppelstundengeeignet ist oder nicht. 

Schließlich wurde sie immer ärgerlicher und unwirscher - sie ließ uns kaum zu Wort kommen und mir war inzwischen schleierhaft, warum sie uns überhaupt nach unserer Meinung gefragt hatte, wenn sie sie doch augenscheinlich nicht hören wollte. Weil ich den Eindruck hatte, dass ich ihre Geduld mir gegenüber schon reichlich überstrapaziert hatte, hielt ich mich aus der Diskussion raus.  

Zum Schluss konnte ich aber meinen Mund dann doch nicht halten. Ich musste einfach loswerden, was mir schon so lange auf dem Herzen liegt:

"Frau Direktor; ich habe einfach den Eindruck, dass an dieser Schule ein ganz ungutes Klima herrscht. Wir Schüler müssen so viel schlucken und gerade wenn es um Probleme mit Lehrern oder der Vorbereitung auf Arbeiten geht, herrscht eine Mentalität der Ohnmacht. Wir haben einfach nicht das Gefühl, dass wir uns mit unseren Problemen an jemanden wenden können, den es interessiert. " 

Sie starrte mich ziemlich giftig an und legte dann genauso giftig los: 

"Dir ist aber schon klar, dass es an unserer Schule durchaus Möglichkeiten gibt? Da wären zum einen die Vertrauenslehrer und der Schulsozialpädagoge, die der Schweigepflicht unterliegen - oder der SMV-Vorstand. An die könntet ihr euch alle wenden sollte es mal Probleme geben. Man muss die Möglichkeiten halt auch nutzten und nicht nur hin stehen und meckern"

"Mir ist schon bewusst, dass es diese Möglichkeiten gibt. Nur habe ich das Gefühl, dass an unserer Schule die Mentalität herrscht, dass diese Möglichkeiten nichts bringen. Ich habe einfach das Gefühl, dass hier seit langem ein Geist gepflegt wird, bei dem die Schüler in einem ganz unguten Abhängigkeitsverhältnis zu den Lehrern stehen und das Gefühl von Machtlosigkeit haben. Gerade in den höheren Stufen löst diese Ohnmacht eine wahnsinnige Wut und Frustration aus. Wir fühlen uns einfach alleine gelassen - weil wir den Eindruck haben, dass niemand unsere Probleme ernst nimmt."  

"Ja - Ja das stimmt"  

OMG - Herr B., der dazugekommen war und mich die ganze Zeit angestarrt hatte, als wäre mir plötzlich ein drittes Auge gewachsen, hatte mir zugestimmt. Frau Direktor starrte jetzt wiederum ihn an, als wäre ihm ein drittes Auge gewachsen. Ich hätte in dem Moment vor Freude platzen können. Wenn ein Lehrer meinen Aussagen zustimmt, dann kann sie nicht mehr behaupten, es wären die subjektiven Ansichten einer einzelnen.  

Sie wendete sich recht säuerlich an uns, und beauftragte einen Mitschüler, der in der SMV ist, in seiner Stufe auf "Stimmungsfang zu gehen".  

Zuerst schwamm ich auf einer Euphorie-Welle, weil ich das Gefühl hatte gewonnen zu haben. Doch je länger ich über die Ereignisse nachdachte, desto niedergeschlagener wurde ich.

Ich habe hier natürlich bei weitem nicht das ganze Gespräch wiedergegeben; aber egal welche Bedenken wir einbrachten, sie versuchte immer uns die "Schuld" zu geben. Entweder weil wir nicht richtig nachdenken würden, weil wir uns nicht ausreichend informieren würden, oder schlicht weil wir keine Ahnung haben. Aber Unwissenheit ist doch in unserem Fall kein Verbrechen: Soll sie uns doch aufklären - und uns nicht einfach nur verbal niedermachen. 
Unsere Rektorin interessiert sich einen feuchten Dreck für uns. Als sie merkte, dass wir nicht ihrer Meinung sind, redete sie uns rücksichtslos nieder und ihr einziges Interesse bestand darin uns zu widerlegen - statt uns mal lieber wirklich zuzuhören. Sie hat nicht gefragt was das für Probleme sein könnten, mit denen wir uns an niemanden wenden können - sie wollte nur weiterhin Recht haben. Es war ihr nicht mal die Mühe wert bei meinen Mitschülern nachzufragen, ob sie es ähnlich sehen wie ich - weil es sie schlicht nicht interessiert. 

Ich habe selten eine Person getroffen, die so eine Kälte ausstrahlt. Ich war einfach geschockt. Besonders, da sie auf den ersten Blick so einen freundlichen und herzlichen Eindruck macht. Von dieser Herzlichkeit bleibt aber nur eine aggressive und rücksichtslose Strenge übrig, wenn man mit ihr nicht einer Meinung ist.

Das ist genau der Punkt der mir Angst macht - in einem Bildungssystem, in dem sich das Kultusministerium so wenig für die tatsächliche Lage der Schüler und Lehrer interessiert, ist eine Direktorin, die es genauso macht, eine gruselige Vorstellung.
 

Freitag, 3. April 2015

Fremd Evaluation: Eine Farce

Ich will heute nur erzählen. Im Hinblick auf einige kommende Posts war es mir einfach wichtig, von diesem Ereignis zu berichten, damit ich in Zukunft gegeben falls darauf eingehen kann.
Es geht um die Fremdevaluation, die letztes Jahr an unserer Schule durchgeführt wurde.

Eine Fremdevaluation bedeutet in Baden-Württemberg eine angekündigte Qualitätseinordnung der Schule. Die Zuständigen außenstehenden Personen besuchen in einem festgelegten Zeitraum den Unterricht verschiedener Lehrkräfte und befragen Schüler auf freiwilliger Basis. 
Der Zeitraum der sich über eine Woche erstreckt, ist den Lehrern und der Schule bereits Wochen oder gar Monate im Voraus bekannt. Dass Unterrichtsbesuche unter diesen Bedingungen keine realitätsnahen Ergebnisse bringen können, steht glaube ich nicht zur Debatte.

Darum geht es mir heute aber gar nicht - der für mich springende Punkt ist die Befragung der Schüler. Viele von uns waren im Vorfeld der Fremdevaluation relativ gespannt, da wir endlich eine Möglichkeit sahen, unsere Meinung an einen Mann zu bringen, den sie auch interessiert. Leider sah die Realität ganz anders aus:
Vorgesehen war, dass aus jeder Klasse zwei Schüler FREIWILLIG an einem Gruppen- oder 4-Personen-Interview teilnehmen. Es sollte gewährleistet werden, dass auch wirklich die Schüler zu Wort kommen die etwas zu sagen hätten. ABER PUSTEKUCHEN!!!

Aus meiner Klasse meldeten sich ich und ein weiterer Mitschüler - ich würde mal behaupten wir haben beide eine relativ klare, scharfe und vor allem unbestechliche Sicht auf die Realität und eine starke eigene Meinung, die wir auch vertreten. Unsere damalige Klassenlehrerin hielt viel von uns, und hatte uns daher für ein 4-Persoen-Interview eingetragen. 
Wie ich schon erwähnt habe, war Frau S. ein Ausnahmenfall an Engagiertheit und Fairness.


Für die meisten anderen Lehrer, sind solche Schüler ein Albtraum.  

Ich weiß leider NICHT, wer den Plan für die Befragungen erstellt hat: Unser Interview wurde jedenfalls völlig zufällig(wer´s glaubt wird selig) auf die beiden Stunden gelegt, in den wir eine Klassenarbeit hatten. Es war natürlich klar, dass das Interview so nicht stattfinden konnte.

Als wir uns an die Evaluatoren und unseren Rektor wandten, war das Interesse uns zu befragen gleich null. Den beiden Frauen die die Befragungen durchführten, schien es ganz recht zu sein, weniger Arbeit zu haben und im allgemeinen hat es keinen gejuckt, dass ein paar Meinungen einfach unter den Tisch gekehrt wurden.

Ich hab mich damals maßlos geärgert - ich hätte die Gelegenheit gerne genutzt, meine Sicht der Dinge an entsprechende Stellen heran zu tragen.  

Was ich aber aus anderen Klassen gehört habe hat mich noch viel mehr geärgert. Lehrer_innen bestimmten einfach die Schüler die zu den Interviews gehen sollten. Diejenigen die sich gemeldet hatten, weil sie unzufrieden waren, wurden einfach übergangen. Selbst wenn die Schüler die gehen sollten, eigentlich nicht wollten und gar keine Zeit hatten, durften die die sich freiwillig gemeldet hatten nicht gehen. 
Bis sich dieses Verhalten allerdings herumgesprochen hatte, war der ganze Spuk auch schon wieder vorbei.

So eine Evaluation wird nur alle 5-7 Jahre durchgeführt - an sich schon ein viel zu langer Zeitraum. Wenn sie dann aber auch noch eine einzige Farce ist, kann man es gleich knicken. 
Wir waren alle unheimlich frustriert über den Ausgang dieser Befragung. Wir kamen uns verarscht und betrogen vor - und ich war vor allem sauer. 

Unter solchen Umständen braucht man sich nicht wundern, dass eine politikverdrossene und ganz wie im Biedermeiner, nach innen gekehrte Jugendkultur herangezüchtet wird. Zwischen all der scheinbaren Mitbeteiligung in einer SMV, die eigentlich nur machen darf, was der zuständige Lehrer vorgibt und Lehrern die sich alle Mühe geben uns regelmäßig zu stutzen, hat man keine großen Wahlmöglichkeiten. 

Wann immer ich meine Mitschüler dazu animieren möchte auf die Barrikaden zu gehen, stoße ich entweder auf Resignation, Angst vor schlechten Noten oder eine abgestumpfte Gleichgültigkeit.

Ich will es nicht akzeptieren - verdammt noch mal! Aber keine will mitmachen, bevor er nicht sein Abi geschrieben hat.

Traurig - was das über unser Schulsystem aussagt...
 

Sonntag, 15. März 2015

Psychischer Druck bei Fehltagen: ein Bericht

Ich will mich heute einem Thema widmen, über das ich schon lange schreiben wollte. Es betrifft mich zwar nur indirekt, ist aber eines der grundlegendsten Probleme an meiner Schule. Aber gerade deshalb wusste ich lange nicht wie ich es anpacken sollt.
Ich habe mich jetzt entschieden einfach mal so zu erzählen was passiert ist und wie ich mich dabei so fühle - jeder soll sich seine Meinung selbst dazu bilden.

Es geht um die Frage, wie mit Schüler umgegangen wird die oft krank sind. WICHTIG! Sie schwänzen nicht - sie sind KRANK!  

Wahrscheinlich am meisten betroffen sind meine Schwester und der kleine Bruder eines Mitschülers. Bei haben auffällig hohe Fehlzeiten, da sie einfach gesundheitliche Probleme haben. Meine Schwester ist sportbedingt oft verletzt, hat im Frühling Asthma und Pollenallergie und ist auch sonst recht häufig krank. Der Bruder meines Mitschülers hat chronische Migräne.
Sie sind beide gute bis sehr gute Schüler und holen das Verpasste  nach. Ihre Mütter schreiben die vorschriftsmäßigen Entschuldigungen und liefern, falls nötig, Atteste vom Arzt.


Eigentlich könnte alles in Ordnung sein. Leider haben die beiden das Pech, jeweils an Klassenlehrerinnen geraten zu sein, die für Schwäche scheinbar null Verständnis haben. Sie werden von einigen ihrer Lehrer systematisch unter Druck gesetzt und geradezu gemobbt:
Bei meiner Schwester hat alles letztes Jahr angefangen. Ihre Klassenlehrerin wurde immer gereizter und ungeduldiger, wenn meine Schwester krank war. Sie setzte sie unter Druck und sagte zu ihr, dass sie ihre Fehlzeiten in den Griff kriegen solle. Sie rief auch bei meiner Mutter an und sagte ihr, dass es nicht ginge, dass ein Kind so viel fehlen würde. Ich hatte dieselbe Lehrerin auch in Bio, und jedes Mal wenn meine Schwester krank war, wurde ich minutenlang ausgefragt, warum sie denn schon wieder fehlen würde.
Obwohl sie immer sachgemäß entschuldigt war, schien sie zu glauben sie würde schwänzen.


Meine Schwester und ich haben beide einen Schulweg von mindestens 45 Minuten und müssen mit Bus und Zug zur Schule fahren - im Winter kommt es daher schon mal vor, dass wir zu spät sind. Obwohl meine Schwester immer eine Bestätigung der DB dabei hatte, wurde ihre Klassenlehrerin immer aggressiverer, wenn unser Zug Verspätung hatte. Wir fahren um 6:44 mit dem Zug los. Sie wollte trotzdem, dass meine Schwester in Zukunft mit dem früheren Zug um 6:18 fährt. Als sie versuchte ihr zu erklären, dass das viel zu früh sei reagierte sie gereizt und ließ nicht mit sich reden. Letztendlich ist meine Mutter eingeschritten und hat der guten Frau erklärt, dass sie so etwas nicht verlangen kann.  

Am Ende des Schuljahres stand trotzdem folgender Satz im Zeugnis meiner Schwester: "Maria* muss lernen regelmäßiger die Schule zu besuchen"  

HALLO!!!! Ich verstehe ihr Problem nicht. Es hört sich an, als wäre meine Schwester eine notorische Schulschwänzerin - dabei hat sie keinen Tag unentschuldigt gefehlt. Sie hätten ja schreiben können, dass sie viel krank war – hat sie aber nicht. So ein Kommentar ist einfach eine Unverschämtheit.

Aber es geht noch weiter: 

Neues Schuljahr, neue Klassenlehrerin, gleiches Problem. Natürlich war ihre neue Klassenlehrerin von der Alten schon auf das "Problem" meiner Schwester hingewiesen worden - und natürlich wurden ihre Fehltage im neuen Schuljahr nicht weniger.
Frau B (ihre neue Klassenlehrerin) kam auf meine Schwester zu und riet ihr, von ihrem Amt als Klassensprecherin zurückzutreten, sollte sie ihre Krankheitstage nicht reduzieren - sie würde auch erwägen sie zum Amtsarzt zu schicken.
BEVOR sie eine 13 Jährige dermaßen unter Druck setzt hätte sie ja mal bei meinen Eltern anrufen können um sie zu fragen warum sie so viel krank ist.


Meine Schwester kam komplett verstört und den Tränen nahe nach Hause und fragte meine Mutter völlig verzweifelt war ein Amtsarzt sei und was sie jetzt um Himmels Willen machen solle.  

Meine Mutter war verständlicher Weise ziemlich sauer und rief noch am gleichen Abend bei Frau B. an.  

Sie: "Ich finde es eine Unverschämtheit das Kind so unter Druck zu setzten. Solche Angelegenheiten bespricht man zuerst mit den Eltern und nicht mit dem Kind. Maria ist nun mal auf Grund ihres Sports und ihrer vielen Allergien sehr anfällig für Krankheiten. Ich will kein krankes Kind zwingen in die Schule zu gehen und sich unnötig zu quälen, das kann doch auch nicht in ihrem Interesse sein. Sie hat doch einwandfreie Noten, sie holt nach was sie verpasst - ich als Mutter entscheide, wann es meinem Kind so schlecht geht, dass es zu Hause bleibt - ich lasse sie ja nicht schwänzen.“
Laut meiner Mutter hat Frau B. darauf so ungefähr folgendes geantwortet:
 

Sie würde es nicht zulassen, dass die Schüler in ihrer Klasse auf Grund von Marias Fehlzeiten glauben würden, dass man in ihrer Klasse mit so etwas durchkäme. Sie behielte es sich vor in Zukunft den Amtsarzt einzuschalten und sie wäre von ihrer Mutter auch immer in die Schule geschickt worden egal wie schlecht ihr gewesen wäre - sie sei auch nicht gestorben. 

Super Argumentation - sieht man ja was für ein netter und einfühlsamer Mensch bei der tollen Erziehung ihrer Mutter rausgekommen ist.
Jedes Mal, wenn ich solche Geschichten höre, frage ich mich, was das eigentlich für Menschen sind, die auf uns da unterrichten.


Als meine Mutter daraufhin einen Termin bei unserer Direktorin machte, stritt Frau B alles ab und heuchelte Überraschung über den Ärger meiner Mutter. Sie wolle ja nur das Beste und überhaupt könne sie nicht verstehen warum sich alle so aufregen. Das hat mich tatsächlich umgehauen. Ich mochte sie zwar noch nie, aber ich hielt sie zumindest für eine Person, die für Gesagtes gerade steht.
Sie stritt aber alles ab, behauptete sie habe das Wort "Amtsarzt" nie in den Mund genommen und hätte auch nie zu ihr gesagt, sie solle als Klassensprecher zurücktreten. Für meine Mutter gäbe es keinen Grund sich aufzuregen. 


Ich war schlichtweg baff. Was kann man noch groß dazu sagen - was für schwachen und abgründigen Persönlichkeiten werden wir Schüler ausgesetzt. Ich verstehe schlicht das Problem dieser Lehrerinnen nicht. Wir haben genug Schüler an unserer Schule die schwänzen, rauchen, kiffen und ihre Mitschüler aufs Übelste mobben. Wir haben Schüler die im Unterricht unter Tränen zusammenbrechen und eine entsetzlich hohe Zahl an Schülerinnen die unter Essstörungen leiden - das sind Probleme. Warum können Kinder nicht krank sein. Solange ihre Noten nicht darunter leiden, und sie den Stoff ohne großes Tamtam nachholen sollte es kein Problem geben. Alles in allem hat Frau B dann aber mehr oder weniger Ruhe gegeben. 

Allerdings - die Geschichte meiner Schwester ist ein Kinkerlitzchen im Vergleich zu dem was mein Mitschüler und seine Familie durchmachen müssen. Sein kleiner Bruder leidet unter solch starker Migräne, dass es an vielen Tagen nicht mal das abgedunkelte Zimmer verlassen kann. Er ist zum Glück ziemlich intelligent und schreibt trotzdem sehr gute Noten. Sie haben das ganze Prozedere schon X-Mal durch. Seine Mutter war mit ihm beim Kinderarzt, beim Amtsarzt, bei einem Spezialisten für Kopfschmerzen - alle bestätigten, dass er nicht simuliert. Trotzdem gab die Klassenlehrerin keine Ruhe - sie poche darauf, dass der Junge häufiger die Schule besuchen solle. Alle Kinder der Familie wurden in eine Art "Sippenhaft" genommen. Bei keinem der 3 Geschwister reicht bei einem gewöhnlichen Fehltag eine normale Entschuldigung mehr aus - es wir sofort ein ärztliches Attest verlangt und immer gleich drei oder viermal nachgefragt.

 -Ich komm einfach nicht darauf klar, was diese sogenannten "Pädagogen" für ein Problem haben. Alle drei Kinder sind ausnehmend gute wenn nicht sogar hervorragende Schüler - sie sind noch nie negativ aufgefallen und engagieren sich in der Schulgemeinschaft als Umwelt- und Klassensprechen. WARUM dürfen sie dann nicht krank sein?????? 

Noch abartiger ist das direkte Verhalten dieser "Pädagogen":
Hans*, war trotz starker Kopfschmerzen in die Schule gekommen um die Mathearbeit nicht zu verpassen und anschließend von seiner Mutter wieder abgeholt worden. Als er das Klassenzimmer verlassen hatte, hatte die Klasse Englisch:


Frau E zur Klassse: "Also ich glaub das mit dem Hans ja nicht mehr. Der ist doch nicht wirklich krank - ich bin mir sicher der schwänzt. Ich finde das eine Frechheit! Was meint ihr dazu?"

Ach du grüne Neune! Die gute Frau hat ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank (mal ganz salopp). So etwas zu einer achten Klasse zu sagen. Jeder der nur ein bisschen Ahnung von Schüler hat, kann sich denken, dass Kinder in so einem Alter sehr sensibel auf solche Themen reagieren. Da wird jeder der öfters mal fehlt missgünstig beäugt und rutscht schneller in den Hass-Fokus der Klasse als er gucken kann.
Eine Lehrerin - eine erwachsene Frau - sollte sich bewusst sein, was sie mit solchen Aussagen anrichtet. Ich kann auch nicht nachvollziehen wie sie zu solchen Aussagen kommt. Wenn Haus- und Amtsarzt nebst Spezialisten eine chronische Migräne bestätigen - was will sie dann?
Einen mit Schmerzmitteln vollgepumpten Zombie? Einen Schüler der ihr vor Schmerz ins Klassenzimmer kotzt? Was um alles in der Welt hätte sie davon...
 

Was sind das für Menschen? Sie scheinen nicht einen Moment innezuhalten und darüber nachzudenken, was ihr Verhalten für Folgen hat. Nicht einen Moment scheint es ihnen um das Wohlergehen der Schüler zu gehen - sie haben eigene, egoistische Gründe. Sie scheinen Angst zu haben, dass in ihrer Klasse jemand aus der Reihe tanzt - oder sie können es nicht ertragen, dass Schüler gute Noten schreiben, obwohl sie ihrer Unterricht verpassen.

 

Je länger ich über solche Sachen nachdenke umso wütender machen sie mich. Es ist so unfair, das unser Abitur und unsere Zukunft von der bloßen Willkür eines Menschen abhängt, der sich einen Scheiß für uns interessiert und ungefähr so viel Menschenkenntnis hat wie ein Backstein. 

Auch in meiner Stufe kommt und kam es vor, das Schüler wegen Fehltagen unter Druck gesetzt werden - wenn auch nicht in diesem extremen Rahmen. Ich meine damit auch EXPLIZIT und ganz zweifellos krankheitsbedingtes Fehlen - Schwänzen ist etwas anderes (wird aber erstaunlicher weise mehr oder weniger geduldet, wenn man es nicht übertreibt)
Zumindest an meiner Schule ist das Schüler - Lehrer Verhältnis von einer unseligen, einseitig ausgenutzten Abhängigkeit geprägt. Darauf noch weiter einzugehen würde den Rahmen dieses ohnehin sehr langen Posts sprengen - das werde ich in meinem nächsten tun.  

Was ich hier deutlich machen will, sind die Probleme dehnen wir Schüler tagtäglich begegnen. Ich wünsche mir sehr, dass wir irgendwann an einen Punkt kommen wo Schüler ernst genug genommen werden, um sie tatsächlich nach ihrer Meinung und ihrer Lage zu fragen.

*Ich verwende natürlich nicht die echten Namen. Alles was ich geschrieben habe beruht auf Gesprächen die ich mit betroffenen Personen geführt habe.

 

Mittwoch, 4. März 2015

Lieblingslehrer

Auf Twitter hat das Bundesministerium für Bildung nach unseren Lieblingslehrern gefragt. Da ich sowieso einen Post in diese Richtung verfassen wollte, kommt mir dieser Tweet sehr gelegen.
Ich will ihn zum Anlass nehmen um einmal generell darüber nachzudenken was einen guten Lehrer ausmacht.

Natürlich sind solche Wahrnehmungen sehr subjektiv. Kaum ein Lehrer wird von allen Schülern geliebt, nur wenige von allen gehasst. Trotzdem sind sich bei den meisten Lehrer die Schüler überwiegend einig.

Meine Lieblingslehrerin ist meine ehemalige Deutschlehrerin. Auch wenn sie mich in diesem Schuljahr leider nicht mehr unterrichtet. Was sie ausgemacht hat war weniger ihr Unterricht(obwohl der auch echt nicht schlecht war), sondern viel mehr ihn menschliches Engagement. Meiner Meinung nach spielt es eine sehr große Rolle, wie sehr ein Lehrer bei seinen Schülern ist. Wir Schüler merken sehr schnell, wie viel einem Lehrer an uns liegt. Sitzt er nur seine Stunden ab? Kümmert er sich nur um den Notendurchschnitt? Oder liegen ihm tatsächlich die Menschen hinter den Namen auf der Klassenliste am Herzen?

Es sagt viel über einen Lehrer aus, wenn er auch  nach über einem halben Jahr noch nicht einmal die Namen seiner Schüler kann. Da kommt schon so ein subtiles Gefühl der Gleichgültigkeit bei uns an.
Meine ehemalige Deutschlehrerin, nenne wir sie einmal Frau S., war ganz anders. Sie wollte immer wissen wie es uns geht und hatte auch für unsere gesamtschulische Situation und auch für unsere privaten Probleme immer ein offenes Ohr. Natürlich hat sie sich damit nicht nur Freunde gemacht - manchmal wollte sie zu viel. Hinzu kommt, dass es vielen Schülern unangenehm ist, wenn Lehrer außerhalb der Unterrichtsebene mit ihnen kommunizieren. Wenn Frau S. zum Beispiel nach einer Stunde, in der man besonders still oder grummelig war, auf einen zu kam und gefragt hat was los sei, kam das schon vielen wie ein zu starkes Eindringen in die Privatsphäre, oder den persönlichen Gefühlskosmos vor - weil sie so ein Verhalten von Lehrern einfach nicht kennen.


Wenn ich ehrlich bin, fällt mir sonst kein einziger Lehrer ein, der sich je nach meinem Befinden erkundigt hätte.

Dieses Schuljahr hatte ich eine Phase in der es mit wirklich schlecht ging und ich mich oft zusammen reißen musste um meine Nerven nicht zu verlieren. Was mein Erdkundelehrer dazu zu sagen hatte war folgendes: „Du bist in letzter Zeit öfters nicht so im Unterricht dabei – ich habe das Gefühl, dass du manchmal wo aderst bist. Häng dich wieder bisschen mehr rein, dann kriegst du auch wieder die 14 Punkte in Mündlich“

Ich weiß nicht mal selbst ob ich ihn dafür kritisieren will. Ich hätte mich sicher einerseits komisch gefühlt wenn er mich auf meinen ziemlich beschissenen Zustand angesprochen hätte – andererseits… In unserem Leistungssystem wird nicht nach dem Grund von Schwäche gefragt. Wir sind ein kleiner Kurs, nur 10 Schüler - Erdkunde ist nicht der populärste Leistungskurs. Wenn ein ausgebildeter Pädagoge schon in so einem kleinen Rahmen nicht merkt wenn etwas im Argen liegt, wie soll er dann, bei einer normalen Klassengröße von um die 25 Schüler Probleme wahrnehmen.

Was ist damit sagen will: Die Unterrichtsqualität ist sicher wichtig – aber emotionales Engagement spielt eine mindestens genauso große Rolle.

Ich hatte letztes Jahr einen relativ schlechten Chemielehrer. Er konnte den Stoff einfach nicht strukturiert und systematisch oder verständlich rüberbringen. Fast die ganze Klasse hat sich komplett abhängen lassen. Ich hab mich zwar geärgert, aber es kostet mich keine emotionale Kraft. Es löst nicht diese ohnmächtige Wut in mir aus, wie beispielsweise der Unterricht meines derzeitigen Mathelehrers, dessen Unterricht keinen Deut besser ist. Der Unterschied?

Mein Chemielehrer mochte uns, obwohl er es nicht richtig hinkriegte,bemühte er sich uns etwas beizubringen. Er hatte Humor, er hat unsere Fragen beantwortet, auch wenn wir danach genauso wenig verstanden haben wie vorher. Er kannte unsere Namen, es lag ihm etwas an uns.

Was ich damit sagen will – das Gefühl dem Menschen der dir etwas beibringen soll nicht egal zu sein, ist unbezahlbar. Ist ein Lehrer noch so schlecht, solange er das Gefühl vermitteln kann, dass ihm etwas ans uns als Menschen liegt ist es erträglich.

Was im Schulalltag abgesehen vom allgemeinen Stress am meisten Kraft kostet ist der emotionale Aspekt. Wenn man es auf den Kern reduzieren will könnte man sagen, dass sich kein Mensch wertlos fühlen will. Diese Abwertung, wenn ein Lehrer deine Fragen nicht beantwortet, du es ihm nicht wert bist etwas zweimal zu erklären, er deinen Namen nicht kennt, oder zum Unterricht grundsätzlich mindestens 10 Minuten zu spät komm, sie verletzt. Es sind kleine Verletzungen. Eigentlich würden sie nicht ins Gewicht fallen – aber die Masse macht´s.

Lieblingslehrer sind Lehrer, die uns auf besondere Weise  vermitteln, dass wir ihnen als Menschen am Herzen liegen.

Ich erlebe gerade, wie unsere neue Biolehrerin(unglaublicher Weise eine Referendarin) mir das Fach Bio in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Ich habe Bio bisher immer gehasst – lag wohl daran, dass ich noch NIE eine gute Biolehrerin hatte. Plötzlich ist Bio spannend, es bleibt was hängen. Aus den vergangenen sechs Biostunden habe ich mehr mitgenommen, als aus allen Schuljahren zuvor.

Wir sind ihr die Mühe wert – wir sind es ihr Wert Arbeit zu investieren, uns zu respektieren. Egal wie jung Schüler sind, es gibt keine Entschuldigung, wenn man sie als Menschen nicht respektiert und wertschätzt.

Lieblingslehrer – man könnte sagen wir mögen sie, weil sie uns mögen J